Als fester Bestandteil des Kreuzberger Nachtlebens und gerade 30 Jahre alt geworden, könnte dem legendären SO 36 ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr das Aus drohen. Der Grund: ein lärmempfindlicher Nachbar und eine blinde Bürokratie, die dem Veranstaltungsort bereits eine offizielle Anordnung zustellen ließ. In dem Schreiben heißt es: werden nicht umfangreiche Baumaßnahmen zur Lärmreduzierung vorgenommen, darunter eine Schallschutzmauer neben dem Club, sind Konzerte fortan nur noch in Zimmerlautstärke zulässig.
Über dem Eingang zum SO 36 weht schon seit geraumer Zeit ein kleines Transparent mit der kämpferischen Formel „SO 36 bleibt“. Die Worte erinnern stark an die Parolen der Hausbesetzer, die sich mit ihnen einst Mut machten und der Welt draußen zeigten: so einfach kriegt ihr uns hier nicht weg. Auch eine Reihe Geschäfte haben sich eines der Transparente in ihre Schaufenster gehängt und bekunden so ihre Solidarität. Auf der Homepage des SO 36 kann man sich verschiedene Banner mit dem Schriftzug herunterladen. Der Kampfeswille also ist da. Und die Forderung an den Berliner Senat ist unmissverständlich: wer die gigantische O2-World in Friedrichshain finanzieren kann, wird auch das bißchen Geld für die geforderte Schallschutzmauer haben. Denn aus eigenen Kräften kann der Club das Geld für die Mauer nicht aufbringen.
Die Argumente, die für ein Fortbestehen des SO 36 sprechen, sind gut. Mal alle Nostalgie außen vor gelassen, geht es beim SO 36 nicht um irgendeinen Club, sondern um eine Institution, die in ihrer Geschichte viel für die Integration von Randgruppen getan hat und weiter tut. Natürlich ist das SO 36 keine karitative Einrichtung, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, das Geld verdienen muss um Miete, Equipment und Mitarbeiter bezahlen zu können. Und dennoch hat der Club eine wichtige Funktion für Kreuzberg, die über den Spaßfaktor von Clubabenden und Konzerten hinausgeht: das SO 36 ist einer der wichtigen Treffpunkte für Menschen unterschiedlichster Herkunft und Interessen. Wer das SO 36 also einfach aufgibt, gibt auch diese Funktion auf und schafft ein Vakuum, das kein anderer Ort in dieser Form wird füllen können.
Kämpferisch sind die Töne, die aus dem SO 36 zu hören sind, gleichzeitig aber auch versöhnlich: denn den Nachbarn, der die Behörden erst zum handeln animierte, haben sich die Macher des Clubs gerade nicht zur Zielscheibe gewählt. SIe zeigen Verständnis für ein Ruhebedürfnis, über das man genauso gut den Kopf schütteln könnte angesichts des langen Bestehens des Clubs und seinem bekanntermaßen nicht gerade stillen urbanen Umfeld. Nein. Das SO 36 respektiert den Wunsch dieses Kreuzbergers nach mehr Ruhe. Aber es fordert auf der anderen Seite den gleichen Respekt vor seinem 30 jährigen Bestehen.
Wer für das Projekt „Schallschutzmauer“ spenden möchte, findet die nötigen Daten auf der Homepage des SO 36
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