Die Anziehungskraft Berlins und besonders Kreuzbergs auf die Italiener ist nach wie vor ungebrochen. Sie bilden eine der größten Gruppen hier lebender EU-Bürger, italienische Restaurants und Spezialitäten finden sich an jeder Ecke und auf den Straßen trifft man regelmäßig aufgeregt durcheinander sprechende und wild gestikulierende Großgruppen italienischer Touristen und Erasmus-Studenten.
 
Dass alle Wege nach Rom führen also scheint längst Vergangenheit. Nach Kreuzberg zieht es viele Italiener,  weil sie für ein paar Jahre  oder für immer raus möchten aus den überteuerten italienischen Großstädten und dem Operettenstaat, der so verführerisch schön ist, in der Alltagsrealität aber gerade für die junge Generation kaum Chancen bereithält. Hier jedoch ist Platz genug, die Mieten und Semesterbeiträge bezahlbar, die Freiheit im Vergleich zu Mailand, Turin, Florenz und Rom scheinbar grenzenlos. Wer sich dort nicht mal ein WG-Zimmer leisten kann und notgedrungen bis zum 35. Lebensjahr im Hotel Mama leben muss, findet sich hier im Paradies wieder. Und solange im Land, wo die Zitronen blühen, der diabolisch grinsende „Cavaliere“ herrscht, gehen auch die Gründe nicht aus, als Italiener sein Glück im Ausland zu versuchen. Auf die vielen Annehmlichkeiten des „italian way of life“ muss hier ja ohnehin nicht verzichtet werden. Pizza, Pasta, Kaffee – die kulinarischen Klassiker der italienischen Küche sind in Kreuzberg nicht schlechter als zu Hause. Im Gegenteil. Die transalpine Wanderung also wird weitergehen – Tennissocken in Sandalen nach Süden, Daunenjacken mit Fellbesatz nach Norden strömen. Vor allem nach Berlin – der italienische Teil der „Generation Easy Jet“ ist ganz vernarrt in die Stadt.       

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