"Paaa-Pa-Daaaaaaam, indisch Konkurrent" ruft der Verkäufer mit dem geflochtenen Korb in einer Lautstärke, die Tote erweckt. Es ist der Papadam-Mann - wer sonst -, der dies ruft und sich damit neue Kundschaft quasi erschreit. Denen, die die indische Brotspezialität nicht kennen, bröckelt der Papadam-Mann bereitwillig-lachend einige Bruchstücke des knochentrockenen Fladens in die Hände - zum Anfüttern. Doch Vorsicht! Papadam kann salzig sein, wie das tote Meer und brennend, wie die Sonne über Mumbai, welche die Gedanken austrocknet bis auf einen: Wasser, Wasser!
Um es gleich vorweg zu sagen: der Spinattaschenmann hat große, sehr große Ähnlichkeit mit Roberto Benigni (links ein Näherungswert). Bei einem Roberto Benigni-"Look alike contest" würde der Spinattaschenmann ganz vorne mitmischen. Wenn nicht sogar gleich den ersten Platz machen. "That es him!" - würde die begeisterte Jury einhellig ausrufen und all die anderen Benignis umgehend nach Hause schicken. Doch von seiner Ähnlichkeit zum italienischen Starschauspieler weiß der Spinattaschenmann nichts. Er ist kein Schauspieler, nein, er hat nicht mal eine besondere schauspielerische Begabung, wenn er nachts die Kreuzberger Kneipen abklappert. Sein Job…
Wer hat nicht den märchenhaften Aufstieg des Engländers Paul Potts vom Handyverkäufer zum Opernstar mit Staunen verfolgt? Der dickliche Mann gewann recht überraschend die britische Variante von "Deutschland sucht den Superstar", in dem er alle mit seinem Gesang zum weinen brachte. Auch Kreuzberg hat seinen Paul Potts. Noch allerdings ist dem etwas ungelenken und opernsingenden Tagesspiegelverkäufer der große Durchbruch nicht gelungen. Woran liegt das?
Ähnlich skurril, wie der Kerzenmann, ist auch die "Frau mit den Blumen". Auch sie hat selbstverständlich einen richtigen, leider momentan noch unbekannten Namen. Deshalb soll zur Orientierung das recht verwaschene Bild dienen. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen mit den riesenhaften Knüppelkerzen, ist die "Frau mit den Blumen", kurz "Blumenfrau" genannt, schweigsam. Sehr schweigsam sogar.
Kreuzberg ist voller merkwürdiger Gestalten. Öfter als in anderen Teilen der Stadt, begegnet man an einem ganz normalen Kreuzberger Samstagabend einer ganzen Reihe von ihnen. Dazu muss man keinen einzigen Schritt tun. Es reicht, sich einfach in irgendeine Kneipe zu setzen und zu warten. Sie kommen alle. Früher oder später. Bestimmt.