In den Siebzigern, als in Kreuzberg Häuser besetzt wurden und der ganze Bezirk ein „Schattenbezirk“ war, weil er am Ende der BRD lag und am Rand der DDR, gründeten sich die ersten Bio-Läden. Bio war damals furchtbar alternativ. Nicht so wie heute, wo es alle paar Meter einen grünen Mega-Markt gibt und auch noch im heruntergekommensten Discounter Bio-Milch in den Regalen steht. Bio war ein Synonym für anders sein, für Strickzeug und die große Weltumarmung.

Auch damals schon ging es „voll ungerecht zu“ und mit Bio-Produkten tat man wenigstens etwas Richtiges. Bio war eine Lebenseinstellung. Das Ziel hieß, die Welt retten. Die als „Müsli-Fresser“ verunglimpften fühlten sich dabei wie die heimlichen Sieger in Darwins Wettrennen – sie wussten: wenn erst die letzte Bratwurst vertilgt ist, werdet ihr merken, dass man auch Baumrinde essen kann. Heute, wie gesagt, hat die Message auch die Konzernzentralen von Lidl und Aldi erreicht. Bio ist normal und schick. Und die Müslifresser sind längst mitten unter uns und in der Mitte der Discounter-Gesellschaft angekommen.

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