Nach endlosem Hin und Her hat Kreuzberg seit April 2008 eine Straße, die den 68er-Studentenführer mit dem Feuerblick ehrt. Lustig war der Prozess der Umbenennung eines Teils der Kochstraße ja schon – denn dieser Teil stösst direkt mit der Axel-Springer-Straße zusammen. Eine von vielen deutschen Gerichtspossen entspann sich also um die von der TAZ erfundene Namensgebung, in der zwei verbitterte Gruppen sich in Grund und Boden prozessierten und nebenbei noch ihre Volksbegehren bzw. Unterschriftenaktionen gegeneinander in Stellung brachten.
 
Man traf sich über insgesamt vier Jahre auf verschiedenen Gerichtsfluren, bewarf sich mit Unterschriften, wütenden Meinungen. Der Kampf um den Straßennamen riss einmal mehr einen ideologischen Graben auf, den der träge Justizapparat wieder zuschütten musste. Gras wird hier wohl nie wachsen. Die eine Seite trug ihren Axel Springer vor sich her, Verleger und Unternehmesgründer eines mittlerweile riesigen Medienimperiums, die andere ihren Rudi Dutschke, einen der Wortführer der Studentenproteste der 60er-Jahre. Und ein wenig war es so, als ob sich die beiden post mortem raufend und zerrend selbst gegenüber standen – der eine im grauen Zweireiher, der andere in ausgebeulten Kordhosen – und versuchten, das Straßenschild mit dem richtigen Namen drauf vor dem anderen anzuschrauben. Die Posse jedenfalls ist ausgestanden. Irgendein Gericht hat hier das letzte Wort gesprochen und nun gibt es also in Kreuzberg die Rudi-Dutschke-Straße. Sie verläuft direkt am Axel-Springer-Hochhaus entlang. Und was lernen wir daraus? In Kreuzberg geht alles und das nebeneinander (-> C, wie Chaos).

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